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Ritucharya, die jahreszeitliche Routine im Ayurveda - der Frühling

Der Frühling ist die Saison, in der alles wieder anfängt zu spriessen und grün zu werden. Wenn die ersten Knospen aufgehen oder die ersten Blumen ihren Kopf aus der Erde stecken, freut sich ein jeder.

Der ayurvedische Ansatz basiert auf den Konzepten des Makrokosmos und des Mikrokosmos, d. h. auf der Vorstellung, dass es zwischen Menschen und dem Universum eine entsprechende Ähnlichkeit in Form, Natur oder Beschaffenheit gibt. Dies bedeutet, dass sowohl die Menschen als auch das Universum von denselben Prinzipien bestimmt werden. Das Individuum wird als Mikrokosmos und das grosse Universum, die Natur als Makrokosmos verstanden. In diesem Sinne versteht es sich von selbst, dass die jahreszeitlichen Veränderungen auch zu Veränderungen in unserem Körper führen.
So wird innerhalb des Ayurveda die jahreszeitliche Routine berücksichtigt. Mit anderen Worten: Essen und Aktivitäten werden an die jeweilige Jahreszeit angepasst.

Im Frühling steigen die Temperaturen an.
Das sich im Winter angesammelte Kapha wird aufgelöst oder man könnte auch sagen: geschmolzen.
Dies führt zu verschiedenen Krankheiten wie Husten, Erkältung, Allergien, Nasennebenhöhlenentzündung, Verdauungsstörungen, um nur einige zu nennen. Viele Menschen können des Frühling nicht richtig geniessen, da sie von Allergien geplagt sind.
Auch ist das sogenannte Verdauungsfeuer beeinträchtigt.

Die grossen ayurvedischen Gelehrten haben ganz klar die Ernährungsweise und Aktivitäten jeder Jahreszeit beschrieben.

Im Frühling geht man progressiv in eine leichtere Nahrung über und bevorzugt entgiftende Nahrungsmittel wie junger Löwenzahn, junge Brennnesseln, Spargel usw.

In dieser Zeit sollten leichte (laghu), warme (ushna) und trockene (ruksha) Lebensmittel bevorzugt werden. Geschmacklich sind bittere, scharfe und herbe Aromen zu wählen.

leichte Nahrungsmittel sind z.Bsp.:
Mung Daal,
Mungobohnen,

Azuki-Bohnen, 

Tofu,
Basmati-Reis,
Couscous,
Gerste,
Quinoa,
junge Kräuter wie: Löwenzahn, Brennesseln
reife süße Früchte
gekochte Äpfel,
Alfalfa-Sprossen
Broccoli

wärmende Nahrungsmittel sind z.Bsp.:
Knoblauch,
Ingwer,
schwarzer Pfeffer,
Senfkörner,
Chilischoten,
Salz,
Zwiebel,
Honig,
Zitrone,
Bärlauch
frische Petersilie

austrocknende Nahrungsmittel sind z.Bsp.:
Honig
frische Petersilie
schwarzer Tee
Sellerie
Hirse
Buchweizen

Ölige (snigdha), schwere (guru) und süße (madhura) Gerichte sollten im Frühling vermieden werden, da sie Kapha im Körper erhöhen, das Verdauungsfeuer (jathragni) behindern und so Krankheiten hervorrufen können. Zu den schwer verdaulichen Lebensmitteln gehören laut Ayurveda Milchprodukte, Rohgemüse, Sesamsamen, Nüsse, Kuchen, braune Linsen, Kichererbsen, Kartoffeln usw.
(Welche Nahrungsmittel konkret verwendet werden sollten, hängt, wie immer im Ayurveda, von der Person und ihrem doṣa-Typ ab.)

Der Frühling ist auch die Zeit in der die körperlichen Aktivitäten erhöht werden dürfen, ja sogar müssen. Die Gelehrten betonen die Notwendigkeit von täglicher Bewegung und Übungen, um das im Körper vorhandene Kapha zu reduzieren.

Diese Zeit eignet sich bestens für Monodiäten oder kurze Fastenperioden. Fasten war früher Teil vieler Traditionen und daher normal. Es war oft Teil des Glaubens und hatte positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. In einigen Kulturen ist es auch heute noch Teil der Lebensweise.

Im Ayurveda wird je nach Grundnatur der Person darüber entschieden wie gefastet wird. Komplettes Fasten kommt im Ayurveda eher selten vor. Oft geht es dann eher um die Reduzierung oder den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel oder um Obstfasten, je nach Körperkonstitution.

Eine Kapha-Konstitution kann beispielsweise eine strengere Fastenkur durchführen als eine Vata-Konstitution.

Im Ayurveda ist eine Fastenkur tatsächlich individuell auf jeden Menschen und seinen Dosha-Typ abgestimmt und sollte nur in Absprache mit einem Spezialisten durchgeführt werden. Das Vorgehen im Ayurveda ist immer sanft und im Einklang mit der Natur. Beim ayurvedischen Fasten geht es daher weniger ums Hungern. Vielmehr geht es darum, dem Körper eine Pause zu gönnen und seine Selbstheilungskräfte anzuregen. Dieser Prozess stärkt das Immunsystem und bringt Klarheit in den Geist.

Für eine solche Erholungspause kann eine Mono-Diät von 3 bis 5 Tagen mit Reissuppen und/oder Kitchari (Rezept hier) ausreichend sein. Je nach Typ kann man täglich nur eine oder zwei Mahlzeiten zu sich nehmen und zwischendurch Kräuter- und Ingwertee trinken. Während dieser Zeit kann man die Dampfsauna oder den Hammam besuchen, einen Spaziergang im Wald oder in der Natur machen. 
Ein solcher Zyklus bringt Ruhe und Entspannung für Körper und Geist. 
Zeiten der Stille und des Rückzugs sind von großer Bedeutung, um im Gleichgewicht zu bleiben und den Anforderungen des Lebens begegnen zu können.

Tage oder Stunden der Stille können auch als Fasten angesehen werden. In Indien lebend, habe ich oft beobachtet, dass die Menschen an einem bestimmten Tag der Woche fasten und/oder schweigen. Diese Tradition wird oft mit Jyotish, der indischen Astrologie, in Verbindung gebracht und vom Astrologen direkt auf individueller Basis empfohlen. Abgesehen von den positiven planetarischen Effekten hat diese Person sozusagen einen wöchentlichen Entgiftungstag - auf geistiger und körperlicher Ebene (auch hier hängt die Art des Fastens von der körperlichen Verfassung ab). 
Ein indischer Mönch hat mir einmal gesagt: "Menschen, die nie in Stille und Abgeschiedenheit waren, haben nur den Balkon ihres Daseins kennengelernt.

Die regelmässige geistige und die körperliche Reinigung sind daher von grosser Bedeutung für ein ausgewogenes und gesundes Leben.

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Alle hier genannten Anregungen werden zu Informationszwecken gegeben und sind keine medizinischen Angaben. Jeder Nutzer ist selbst für die Überprüfung der Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der zur Verfügung gestellten Informationen verantwortlich. Die hier gegebenen Informationen ersetzen keine ärztliche Untersuchung.

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